Mal sehen, ob ich da auch noch was zusammen bekomme:

das angesprochene Hubschraubertriebwerk ist ein sogennantes Zweiwell-Wellenleistungstriebwerk. Es besitzt gem. seinem Namen zwei Wellen. Die eine Welle gehört zur Gaserzeugerturbine (typischerweise N1 genannt, wobei damit eigentlich die Wellendrehzahl gemeint ist)), die andere Welle ist die Arbeitswelle (analog N2). Weiterhin ist es namentlich ein Wellenleistungstriebwerk, also ein Triebwerk mit dem Primärziel, nutzbare Leistung an einer Welle (zum Antrieb von was auch immer) abzugeben. Im Gegensatz dazu gibt es noch Schubtriebwerke (die sich selbst und alles, was dranhängt durch ihren Abgasstrahl vorwärtsbewegen).

Bei unserem Allisontriebwerk dient die Gaserzeugerturbine (N1) dazu, die aus dem Verbrennungsprozeß gewonnene (oder besser umgesetzte) Energie zum Antrieb des Verdichters zu nutzen, mit dem die angesaugte Luft komprimiert und in die Brennkammer geführt wird. Ein Teil dieser Luft wird für die Verbrennung genutzt, der Rest um die Flamme in der Brennkammer zu zentrieren und von der Brennkammerwandung fernzuhalten. Die aus der Brennkammer austretenden Expansionsgase werden durch die Turbinbe geleitet, die auf eben dieser N1 Welle sitzt, um damit den Verdichter anzutreiben. Deshalb nennt man das Ganze Gaserzeugerturbine.

Hinter der Gaserzeugerturbine sitzt ein zweites Turbinenrad auf einer zweiten Welle im Abgasstrom. Dieses setzt nun die Restenergie des Abgasstroms in nutzbare Drehbewegung de rzweiten Welle (N2) um.

Wichtig für ein Hubschraubertriebwerk ist nun Folgendes: im Flugbetrieb wird eine konstante Drehzahl des Hauptrotors (und falls vorhanden des Heckrotors) angestrebt. Da der Hauptrotor über das Hauptgetriebe letztlich von der Arbeitswelle (N2) angetrieben wird, ergibt sich daraus automatisch die Tatsache, daß auch diese Welle im Flugbetrieb eine konstante Drehzahl hat. N2 ist also konstant. Die ja nach Flugzustand benötigte Leistung, die von der Arbeitswelle abgegriffen werden muß, wird durch unterschiedliche N1 Drehzahlen realisiert (wird viel Leistung benötigt, fährt die Gaserzeugerturbine in der Drehzahl nach oben, es wird mehr Luft in die Brennkammer gefördert, mehr Krafftstoff eingespritzt und daher mehr Leistung an die Arbeitsturbine abgegeben - genaugenommen mehr Drehmoment bei gleicher Drehzahl der Arbeitsturbine).

Daraus ergibt sich aber folgends: wenn man mit der Arbeitswelle ein Fahrzeug antreiben will, dann kann man nicht die N2 Welle direkt benutzen, denn die müßte dann bei stehendem Fahrzeug ebenfalls stehen. Das geht nicht, denn dann hätte man im Abgasstrahl nach der Gaserzeugerturbine ein stehendes N2 Turbinenrad. Damit würde das Triebwerk sicher nicht laufen. Beim Hubschrauber dreht sich der Hauptrotor bei hochgefahrenem Triebwerk bereits mit voller Drehzahl, eben weil die N2 Welle bereits Betriebsdrehzah hat. Die N2 Welle reagiert relativ träge, man kann sie also nicht in wenigen Sekunden hochbeschleunigen (beim Hubschrauber wird das Triebwerk langsam hochgefahren, bis die N2 Welle mal auf Betriebsdrehzahl ist). Wenn das Triebwerk dann mal auf Drehzahl ist, dann sind Laständerungen sehr schnell möglich, wobei sich dabei eben nicht die Arbeitsturnbinendrehzahl ändert, wohl aber das abgegebene Drehmoment und die Drehzahl der Gaserzeugerturbine (diese ist sehr schnell im Ansprechverhalten). Kurzum ein Hubschraubertriebwerk kann schnell die Leistungsabgabe an der Arbeitswelle verändern, allerdings immer bei konstanter Drehzahl. Zum Antrieb eines Fahrzeuges müsste mal also so etwas wie einen Drehzahlwandler einsetzen, ansonsten hätte man immer die gleiche Drehzahl auf den Rädern.

Abschließend noch was zum Antrieb eines Hauptrotors mit zwei Triebwerken (z.B. Hubschrauber BO105): beide Triebwerke sind mit ihren N2 Wellen am gemeinsamen Hauptgetrieb angeschlossen. Das vom jeweiligen Triebwerk abgegenene Drehmoment wird meßtechnisch erfasst und im Cockpit zur Anzeige gebracht (Torquemeter). Mit einem Kippschalter auf dem kollektiven Blattverstellhebel kann dann jedes Triebwerk so einreguliert werden, daß beide Triebwerke das gleiche Drehmoment in das Hauprgetriebe einspeisen (praktisch heißt das, man spielt so lange am Kippschalter, bis die beiden Anzeigenadeln des Torquemeters einander überdecken). Man kann aber auch mit unterschiedlicher Drehmomenteinspeisung fliegen, um z.B. ein "ausgelutschtes" Triebwerk hinsichtlich seiner Abgastemperatur zu reduzieren.



Oh mein Gott, wer soll das alles lesen :grins:


Gruß in die Runde